Sel. Edmund Campion (Fest 1.
Dezember, gestorben 1581, seliggesprochen 1886)
Die Gunst der Königin hatte es dem jungen Campion angetan. Er leistete den
Suprematseid und ließ sich zum anglikanischen Diakon weihen. Aber er fand keine
Ruhe in seiner neuen Stellung, und als er Zeuge sein musste von den unsäglichen
Leiden der irischen Katholiken, da plagte ihn das Gewissen aufs äußerste. Zur
Umkehr aber konnte er sich erst entschließen, als Storey vor seinen Augen den
Martyrertod starb. Jetzt wandte er sich wieder dem Glauben seiner Väter und
seiner Jugend zu und begann katholische Theologie zu studieren. Als Büßer
wanderte er zu Fuß nach Rom, um dort seinen Abfall zu sühnen. Er trat in die
Gesellschaft Jesu ein, vollendete seine Studien in Brünn und Prag und erhielt
die Priesterweihe. Mit ganzer Seele widmete er sich dem Apostolat. Seine
glühende Andacht beim heiligen Opfer und seine zündenden Predigten wirkten
Wunder der Bekehrung. Der Kaiser saß zu seinen Füßen und der ganze Hof feierte
seine Erfolge. Damit war Edmund Campion nicht zufrieden. Es drängte ihn, daheim
die verfolgten Glaubensbrüder zu stärken und womöglich abgefallene Volksgenossen
zurückzugewinnen. Das Todeslos war für Englandmissionäre über kurz oder lang
unvermeidlich, aber was kümmerte ihn das, er wollte Sühne leisten für seinen
einstigen Abfall.
Verkleidet zog er mit andern Mitbrüdern durchs Land, forderte kühn die Gegner
durch Wort und Schrift zur Diskussion heraus und verschwand immer rechtzeitig,
bevor die grausam Hand der öffentlichen Gewalt ihn fassen konnte, bis ihn
schließlich der Verrat doch dem Feind auslieferte...
Auf seinen apostolischen Wanderungen und erst recht vor Gericht begegnete Pater
Campion so manchem, der auch abtrünnig geworden. Lord Leicester bemühte sich
persönlich, den Gefangenen umzustimmen. Die Königin hielt es nicht unter ihrer
Würde zu versuchen, ob sie den einstigen Günstling durch lange Unterredungen und
großartige Versprechungen für sich zu gewinnen vermöchte. Vergebens. Nun kamen
grausame Foltern über ihn, die seine Körperkräfte zerrütteten, ja seine geistige
Kraft beinahe aufrieben. Aber vor Gericht gestellt, flammte sein halb
erloschenes Auge wieder auf, und er trieb die Richter und Ankläger mit seinen
Fragen in die Enge. Wie muß doch ein Wort wie dieses die Seele eines Apostaten
erschüttern und erzittern machen:
»Wenn ihr uns verurteilt, brecht ihr den Stab über all eure Ahnen, nicht minder über eure Priester, Bischöfe, Könige, denn was haben wir gelehrt, das nicht auch sie geglaubt und verkündet hätten?«
Graf Arundel wurde von diesem einfachen Argument so
gepackt, dass er am selben Tag zum katholischen Glauben übertrat. Die anderen
aber blieben hart. Sie wollten sich der Einsicht nicht beugen, und Edmund
Campion kam an den Galgen. Es war der 1. Dezember 1581.
(Maschek, P. Salvator, Unsere Vorbilder, Heilige, Helden, Namenspatrone, Neu-Ulm
1964, S. 585f.)